Rede des Ortsbürgermeisters zum Volkstrauertag 2018

Sehr geehrte Klein Berkelerinnen und Klein Berkeler,
ich freue mich Sie heute zu unserer diesjährigen Gedenkfeier zum Volkstrauertag hier am Denkmal an der Schule in Klein Berkel begrüßen zu dürfen. Lassen Sie uns gemeinsam der Toten der Kriege gedenken.

Ich habe heute zum dritten Mal die Gelegenheit in meiner Eigenschaft als Ortsbürgermeister von Klein Berkel am Volkstrauertag zu Ihnen zu sprechen. Geprägt waren meine bisherigen Reden von der Verbindung des unübersichtlichen Leids, das sowohl der erste wie auch der zweite Weltkrieg über die Menschen in den beteiligten Nationen gebracht haben und meinem Wunsch, dass wir alle gemeinsam aktiv dafür eintreten, dass der Frieden möglichst umfänglich gesichert bleibt bzw. wird. Wenn ich das sage, sage ich das in dem Bewusstsein, dass in diesem Moment 32 Kriege auf der Welt geführt werden. Dies sind 32 Kriege zu viel!

Sehr geehrte Zuhörer,
lassen Sie mich in diesem Jahr den Blick auf den Entstehungsanlass des Volkstrauertages, den ersten Weltkrieg primär richten.

Am 11. November 1918, also genau vor 100 Jahren wurde in einem umgebauten Schlafwagen in Frankreich auf einer Waldlichtung bei Compiègne der Waffenstillstand, der einer Kapitulation Deutschlands gleichkam, geschlossen. Ca. 17 Millionen Menschen haben in diesem ersten industriell geführten Krieg in der Geschichte ihr Leben lassen müssen. Anders als bei früheren Kriegen war hier der Anteil von Toten aus der Zivilbevölkerung mit ca. 7 Millionen Menschen extrem hoch.

Auch Klein Berkeler Bürger haben ihr Leben im Ersten Weltkrieg gelassen.
Lassen Sie mich drei Namen stellvertretend nennen:

  • August Mundhenke, geboren 1892, gefallen am 26.1.15 bei Reims
  • Heinrich Zwick, geboren 1890, gefallen an 23.11.14 bei Ruzika in Russland
  • Wilhelm Stolte, geboren 1884, gefallen am 20.08.17 bei Verdun

Ich könnte diese Aufzählung noch fortsetzen. Insgesamt sind 40 Klein Berkeler nicht aus dem Ersten Weltkrieg nach Hause zurückgekommen. In all diesen Familien war damit das Leid besonders groß.

Am aktuellen 11. November haben unsere Bundeskanzlerin und der französische Präsident Macron sich an der Stätte der Unterzeichnung des Waffenstillstands, in dem umgebauten Schlafwagen, in das dort ausliegende goldene Buch eingetragen. Anschließend haben beide eine in beiden Sprachen verfasste Erinnerungsplakette enthüllt. Für Angela Merkel, die als erste deutsche Regierungschefin überhaupt diesen Ort besucht hat, war die Zeremonie bewegend und „nicht nur Mahnung sondern auch Ansporn“. Beide haben intensiv für den Frieden geworben.

Vor einem Jahr habe ich auf die Eröffnung des ersten deutsch-französischen Museums auf dem Hartmannsweilerkopf im Elsass hingewiesen. Dabei gedachten und erinnerten die Staatspräsidenten von Frankreich, Emmanuel Macron und unser Bundespräsident, Frank-Walter Steinmeier an die Toten des Ersten Weltkriegs. Dieses Museum soll die Versöhnung der beiden EU Kernländer Deutschland und Frankreich symbolisieren.

Mit dem Handeln unserer Bundeskanzlerin in diesem Jahr über den Kriegsgräbern des Ersten Weltkrieges ist noch einmal verdeutlicht worden, wie wichtig für uns Deutsche Frieden und Versöhnung mit unseren Nachbarn und insgesamt sind.

Auf dem im Gedenken an den 100. Jahrestag des Waffenstillstands des Ersten Weltkriegs von Emmanuel Macron initiierten Friedensforum am Folgetag in Paris, an dem Staatsgäste aus 70 Nationen teilnahmen, hat unsere Bundeskanzlerin nach dem UNO-Generalsekretär die Eröffnungsrede gehalten. Dabei hat sie ausgeführt: „Dieser Krieg mit seinen sinnlosen Blutvergießen zeigt, wohin nationale Selbstherrlichkeit und militärische Überlegenheit führen und welch verheerende Folgen Sprachlosigkeit und Kompromisslosigkeit in Diplomatie und Politik haben können!“

Der französische Präsident hat das feierliche Gedenken mit einer politischen Botschaft für die Gegenwart verknüpft. In Anwesenheit der Präsidenten der USA, Russlands und der Türkei ergriff Macron das Wort und führte aus: „Der Patriotismus ist das exakte Gegenteil des Nationalismus. Wenn man sagt, unsere Interessen zuerst und die der anderen sind uns einerlei, radiert man die kostbarste Sache aus, die eine Nation hat, die sie leben lässt, die sie ausmacht und am wichtigsten ist: Ihre moralischen Werte“.

Sehr geehrte Klein Berkelerinnen und Klein Berkeler,
wir gedenken hier heute der Toten der beiden Weltkriege. Lassen Sie uns die Worte von Angela Merkel und Emmanuel Macron ernst nehmen.
Wir können uns glücklich schätzen, dass wir in einem Europa des Miteinanders in den letzten 70 Jahren leben durften. Tun wir alles dafür, dass dies auch zukünftig so sein kann.

Vielen Dank, dass Sie mir zugehört haben.


kurt meyer-bergmann